Verwall - entrücktes Gebirge

Alleine auf Hüttentour im Verwall. Das Gebirge südlich des Arlberg ist wild, einsam und farbenfroh.
Was Du für eine Hüttentour am besten im Gepäck hast und was Dich dort erwartet, liest Du hier im Report.

verwall

Einsam, wild und farbenfroh- so präsentiert sich die Gebirgsgruppe Verwall südlich des Arlberg dem Betrachter. Ob mit dem Mountainbike (ja, es sind offiziell Routen explizit für die Durchquerung mit dem Rad ausgeschildert) oder klassisch zu Fuß, dieses Gebirge beeindruckt jeden.

Mit der Alpenvereinskarte "Verwall" Maßstab 1:50 und der passenden App auf dem Smartphone machte ich mich Ende Juni für ein Hüttenwochenende auf den Weg. Bereits 2015 hatte ich einige Hütten im Verwall besucht, diesmal führte mich die geplante Route vom Kops-Stausee oberhalb von Galtür zunächst zur Neuen Heilbronner Hütte. Auftakt zum Start war ein vormittägliches Gewitter, welches sich zwar schnell verzog, doch erst mal Nebel hinterließ.

Also marschierte ich bergan, ganz alleine. Der Nebel hüllte mich ein, ich sah nicht viel, nahm aber verstärkt Geräusche wahr: Kuhglocken, Wasserrauschen, Wind.

Auf einer Hüttentour braucht man nicht viel, nur das Richtige! Die drei wichtigsten Dinge sind:

 

- gutsitzende, wasserdichte Bergstiefel

- auf die Körpergröße abgestimmter Rucksack (25-30 Liter reicht)

- Regenjacke und Sonnenbrille (ok, waren jetzt 4 Dinge ;D )

 

Wenn das nicht passt, ist der Spaß schnell vorbei!

Dazu gibts eine warme, leichte Jacke, 3 Shirts (Tipp: Merinowolle, davon 1 mit langem Arm), Unterwäsche, 2 Paar Wandersocken, 1 lange Hose, 1 kurze Hose, leichte Weste, Kopfbedeckung (bei mir ein Walkstirnband und eine Sonnenkappe), Handschuhe , Sonnenschutz, Erste-Hilfe-Set (+Stirnlampe), Hüttenschuhe. In meinen Lodenbeuteln und -Etuis verstaue ich Brillen,Hüttenschlafsack, Minilampe, Waschzeug, Handykram und Teebeutel. Eine kleine Thermoskanne ist bei mir immer dabei, dazu eine Wasserflasche.

Ein Wachspapier für mein Pausenbrot, die Wanderkarte und gute Planung gehören außerdem dazu.

Meine Wertsachen und das Handy habe ich in der Bauchtasche, wo ich immer schnell drankomme.

P.S. Wanderkarte: sollte immer aus Papier mit dabei sein, denn der Handyakku ist oft in der Höhe schneller leer, als man denkt, auch wenn man die Karte offline abgespeichert hat. Die Übersicht für eine eventuelle Umplanung hat man auch nicht auf einem Handybildschirm.


Die Neue Heilbronner Hütte auf 2308m ist sehr gemütlich und war so gut wie leer, es war erst Saisonbeginn. Hüttenwirtin Olivia legt viel Wert auf regionale und besonders gute Küche, sodaß ich mich rundum wohlfühlte. Aus meinem rotweißkariertem Federbett schaute ich in die Berge und hörte abends den Regen auf´s Dach prasseln, der dann aber tatsächlich aufhörte!

Der nächste Morgen brach strahlend an, die Luft glasklar. Die Sonne malte Konturen in die grünen Hänge um die Hütte. Nach einem fantastischen Müsli-Frühstück lief ich zunächst zum Scheidsee an der Hütte hinab, bevor es dann empor ging Richtung Muttejoch (2620m)  mit Tagesziel Friedrichshafener Hütte (2138m). keine Menschenseele unterbrach die Einsamkeit, die Landschaft offenbarte die ganze Pracht des beginnenden Sommers. Die Berge des Verwalls haben oft dunkle, schuttige Hänge, die sich abwechseln mit dunkelrotem Gestein, welches von viel Eisen herrührt, sowie markante Felsformationen um die 3000hm. Schneeweiße Flecken, teils vergletschert, türkisfarbene Seenaugen und bunte Feuchtgebiete erschaffen Kontraste und erfreuen das Wanderherz. Der Wind ist eiskalt auf den Scharten und Jöchern, weil er über die Eisflächen abgekühlt wird. Darum ist es sinnvoll, eine Weste in Griffweite zu haben, damit keine Auskühlung des verschwitzten Körpers stattfindet. So war es auch auf dem Muttejoch, und ich setzte die Kapuze auf gegen den stürmischen Wind, bevor ich auf der anderen Seite abstieg ins immer grüner werdende Gelände.




Am frühen Nachmittag traf ich auf der Hütte ein, und bestellte mir auf der Aussichtsterasse Holunderschorle und Kuchen. Es war heiß und die Aussicht in die Silvretta, wo ich auch schon öfter unterwegs war, ist phänomenal. Mir macht es immer Spaß, mithilfe der Karte die Gipfel zuzuordnen. So kann man die handyfreie Zeit bestens genießen!

"Meine" Hüttentour dient immer auch der Kontemplation, ich brauche das einfach. Allein das Aufnehmen der visuellen Eindrücke beschäftigt mich derart stark, daß ich damit völlig ausgelastet bin!

Mit Absicht hatte ich eine kürzere Tagesetappe gewählt, sodaß ich den Nachmittag am See und in der Hüttenumgebung verbringen konnte, zwischen Blumen und Kühen. Das Abendessen war wieder sehr lecker und gemütlich in der kleinen Stube.

Sonntagmorgen war ich bereits vor dem Frühstück am Hüttensee und hängte die Beine ins eisakalte Wasser. Am Abend zuvor hatte ich meinen Tag genau vorgeplant. Zunächst sollte es von der Hütte in nördlicher Richtung auf das Schafbichljoch gehen. Danach wieder Abstieg auf dem Weg Richtung Hütte zurück, dann aber Abzweigung nach Galtür und Abstieg durch die Lawinenverbauungen.

Außer einer Wegebautruppe des Alpenvereins, die die von Schneemassen abgerutschten Wegstücke wieder befestigten, war ich weiter oben wieder ganz alleine und genoß es. Wenn ich alleine gehe, achte ich natürlich peinlich auf meine Schritte. Da ich die Tour meinen Absichten und Fähigkeiten entsprechend genau vorplane, weiß ich, was mich erwartet unterwegs, sodaß das Risiko auf das Minimum begrenzt wird. Zur Sicherheit habe ich aber immer den kompletten Rucksack dabei, denn im Unglücksfall würde ich warme Sachen und mein Notfallset benötigen. Das Wetter war ideal und störungsfrei, das sollte natürlich auch beachtet werden.

Die Bilder sagen mehr als viele Worte und ich war definitiv sprachlos auf dem Schafbichljoch auf 2636m.

Die letzte Etappe spiegelte nochmals eindrucksvoll die Dimensionen des Verwall wider. Allein der Weg Richtung Lawinenverbauungen war eine Paradeschau und nachfolgend der Blick in die Tiefe auf Galtür spektakulär.

Der Weg ist zwar mit vielen Infotafeln versehen und wirkt dadurch realtiv touristisch, doch sollte man absolut schwindelfrei sein, denn die Hänge sind über 40 Grad steil und sobald die Lawinenverbauungen den freien Fall nicht mehr verhindern, wäre ein solcher fatal. Der Pfad ist fußbreit und unglaublich viele Blumen wachsen auf den ehemaligen Heuerhängen. Die Informationen zu der Geschichte der Verbauungen und der Weg als solches sind spannend und schaffen tiefen Respekt für das ehemals sehr harte und gefährliche Leben der ansässigen Bergbauern.

Im Talboden in Galtür angekommen, fiel mir der Abschied sehr schwer von den hohen Bergen. Es waren drei ganz intensive Tage und ein Erlebnis fürs Leben. Deshalb habe ich die diesjährige Kollektion "Collecting Moments" genannt.

Kollektionsteile auf der Tour: einfach auf die Bilder klicken


Weiterführende Links zum Thema Verwall

Alles Wichtige zur Verwallrunde: Strecken, Hütten, Startpunkte,  Tobias Müller vom Deutschen Alpenverein

https://www.verwall.de/

 

Allgemeine Infos zur Gebirgsgruppe bei Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Verwall

 

Schöne Seite der Montafon Tourismus GmbH

https://www.montafon.at/alpenmosaik/de/erlebnisraume/verwall

 

Nähere Infos gebe ich auch gerne bei Interesse weiter, einfach nachfragen!