Karnischer Höhenweg

Mein neues Hüttenabenteuer! Diesen Sommer in Osttirol. Von Sillian ging es zunächst über die Leckfeldalm auf die Sillianer Hütte! Die Aussicht vom Kamm ist einfach phänomenal, nach dem Abendessen und einem Gewitter konnte ich den Sonnenuntergang hoch über dem Tal genießen. Ein eisiger Wind kam von den Dolomiten herüber, die sich meist in Wolken hüllten.

Viktoria Maurer verköstigt die Gäste auf ihrer Alpenvereinshütte auf 2447 m mit regionaler Kost, sehr schmackhaft und auch Vegetarier kommen voll auf ihre Kosten. Das Team ist sehr herzlich und aufmerksam. Die Lage gleicht einer Burg auf einem Felsen, mit weiter Aussicht und viel Luft drumherum. Innen ist die Hütte angenehm und modern ausgestattet. Richtig toll!

 

Am nächsten Morgen machte ich mich um 7 Uhr auf den Weiterweg zur Obsanserseehütte. Für den frühen Nachmittag waren Gewitter vorausgesagt, also wollte ich keine Zeit verlieren, da ich auf der 4,5-stündigen Etappe zusätzlich noch Pausen zum Verweilen und Fotografieren eingeplant hatte.

 

Der Morgen war sonnig mit Wolken, die sich den Berg hinaufschoben.

Das besondere an der Tour ist, daß sie ausschließlich auf dem Kamm oder etwas darunter verläuft. Die Seehöhe beträgt durchschnittlich ca 2500-2600 m. Es können Gipfel überstiegen oder unterhalb gequert werden.


Die Obstanserseehütte liegt wunderschön in einem Kessel an einem kleinen See. Man könnte sogar ein kleines Boot mieten, um darauf zu fahren. Zum Schwimmen war es mir zu kalt. Das Gewitter ließ zwar noch auf sich warten, aber die Berge, die den Kessel umrahmten, schickten kühle Wolken zur Hütte hinunter. Der Wind blies unangenehm, daher suchte ich mir ein windabgewandtes Plätzchen mit Blick auf das noch sonnige Lesachtal.

 

Danach machte ich noch einen Spaziergang, um von der anderen Seite die Hütte von oben anzuschauen. Die Wolken ballten sich jedoch dunkel zusammen, sodaß ich mich wieder zur Hütte begab.


Vor dem Abendessen kam dann noch das Gewitter. Ehrfürchtig schauten wir alle aus der gemütlichen Gaststube nach draußen. Jetzt war jede/r froh, nicht mehr unterwegs zu sein. Nach Abzug des schweren Gewitters blieben Halden mit kirschgroßen Hagelkörnern zurück. Die Temperatur draußen fiel schlagartig.

Am nächsten Morgen frühstückte ich erst einmal sehr gemütlich, es gab viel hausgemachte Spezialitäten vom supernetten Hüttenteam Familie Bodner! Es gab tatsächlich nach einem Aufwachen mit Sonne noch ein Gewitter, welches aber so schnell vorbeizog, wie es kam. Danach konnte ich endlich losgehen, erst einmal bergauf zum Roßkopftörl auf 2493m. Ursprünglich wollte ich auf dem Kamm weiterlaufen, doch bereits um 12 Uhr sollte das nächste schwere Gewitter ankommen. Daher wählte ich die Variante über die Tscharrhütte, welche weniger gefährlich ist, aber einen Stunde länger. Das Zeitproblem war also noch nicht wirklich gelöst, daher konnte ich die fantastische Aussicht auf dem Törl nicht so ganz lang genießen.

 

Der Weg war offensichtlich wenig begangen, eine fußschmale, überwachsene Spur schlängelte sich durch die blumen-und grasreichen Berghänge. Ich musste 500 hm runter, über einen kleinen Bach zur Tscharrhütte, ein kleiner Unterstand. Der tiefste Punkt; knapp unter 2000m auf der heutigen Tour. Noch war das Wetter gut, doch im Lesachtal zog es sich schon schwarz zu. Es war unglaublich schwül, doch ich gab alles und schnaufte die 500hm zur nächsten Scharte rauf, so schnell es ging.


Völlig platt kam ich auf dem Hintersattel an und spürte die ersten regentropfen. Gleichzeitig sah ich die Filmoor-Standschützenhütte und lief sofort weiter auf dem plötzlich hellen Kies. Ein großer Bogen unter der großen Kinigat und dann durch Wiese mit sprudelnden Bächlein hinunter, im Galopp. Zum Glück kam ich rechtzeitig an, denn hinter mir brach ein Inferno los.

Die Hütte ist winzig klein und war schon voll mit Wanderern. Ich ergatterte einen kleinen Platz auf einer Bank nahe der Theke, hinter der ganz offen gekocht wurde. So konnte ich der Zubereitung der umwerfenden Spezialitäten folgen und ließ mich inspirieren für meine eigene Küche zuhause. Es war sehr unterhaltsam, denn es kamen noch mehr Leute und die Rucksäcke passten schon nicht mehr in den Vorraum, bis unter die Decke waren sie gestapelt, und alle waren heilfroh, drinnen zu sein. Wir rückten zusammen. Der Wind pfiff gigantisch. Nach zwei Stunden zog das Gewitter ab und die allermeisten Gäste packten ihre Sachen und liefen weiter. Ein herzliches Salzburger Ehepaar, eine Weitwanderin  und eine Handvoll Elsässer blieben wie ich über Nacht.


Die Sonne schien so schön wie nie. Der Himmel strahlte und ich zog die Wanderstiefel an. Nun konnte ich doch noch auf den Grat. Auf der Filmoorhöhe hatte ich einen traumhaften Panoramablick und konnte mich wieder ins Gras setzen und einfach staunen.


Die Filmoor-Standschützenhütte ist ein absolutes Kleinod auf dem Weg. Die Hüttenwirtin Johanna Köberl mit ihrer Familie und Team sind überaus naturbewußt und herzlich. Jede Stelle auf der Hütte ist liebevoll gestaltet, damit die Gäste sich wohlfühlen. Beim Kochen zuschauen zu dürfen spricht für offenen Umgang mit wertvollen Ressourcen auf engstem Raum.

 

Am nächsten Morgen stand ich schon kurz vor Sonnenaufgang auf. Ein traumhaftes Erlebnis, welches mir immer in Erinnerung bleiben wird. Um halb sieben gab es dann noch eine wundervolle Yogastunde für mich und drei andere Hüttengäste unter der Anleitung von Hüttenwirtin und Yogalehrerin Johanna. Draußen vor der Hütte ist dort extra eine kleine Plattform gebaut, im aufgehenden Sonnenlicht gelegen. Das war so toll!

 

Auf einer kleinen Hütte rückt man zusammen und erzählt sich etwas. Das ist einfach großartig und mir persönlich sehr viel wert. In einem Hotel in der Stadt knüpft man nicht so schnell und ungezwungen Gesprächs-Kontakte. Manchmal geht man auch noch ein Wegstück miteinander oder eine Etappe.

Mein Weg führte mich weiter durch das wasserreiche Filmoor.  In herrlichem Sonnenschein lief ich zunächst bergan, und dann durch welliges Gelände in unterhaltsamem Auf-und Ab in drei Stunden zur Porzehütte.


In der Bildmitte kann man ganz klein die Porzehütte erkennen. Der Weg dorthin führte mich jedoch nicht über die gut erkennbaren Kehren, sondern rechts von der Hütte über den schmalen Weg.


Hier sieht man nochmals sehr schön die Porzehütte auf 1942m. Die Hütte ist innen auch mit moderen, gut unterteilten Matratzenlagern ausgestattet. Ich zog mich erst einmal um und nach einem hervorragenden Kaiserschmarrn machte ich mich noch für einen Spaziergang auf zum Tilliacher Joch. Auf der italienischen Seite befanden sich noch Stellungsreste aus dem 1. Weltkrieg. An vielen Stellen unterwegs sieht man noch Relikte aus der furchtbaren Zeit. Abends auf den Hütten konnte ich auch einiges dazu lesen, wie es den Bewohnern in diesen schweren Jahren erging. Die offene Grenze sieht man dann mit ganz anderen Augen und ist froh, daß man heute so unbeschwert hier mal auf der österreichischen, mal auf der italienischen Seite wandern darf.

Am nächsten Morgen trank ich einen Kaffee und schaute raus in tiefen Nebel. Die Wettervorhersage hatte recht behalten. Da ich für heute nur meinen Abstieg geplant hatte, war mir das Herz nicht ganz so schwer. Bei meiner Reservierung hatte ich keinen Platz mehr auf der nächsten Hütte bekommen, dem Hochweißsteinhaus. Da die Etappe dorthin auf dem Grat über 8 Stunden verläuft, hatten die meisten anderen, zum Teil sehr jungen Wanderer die Etappe storniert, was mir für sie sehr leid tat. 

 

Für mich war es völlig in Ordnung und ich freute mich auch schon auf zuhause und die Allgäuer Berge.

Ich verabschiedetet mich von dem sehr herzlichen Hüttenwirt Peter Auer und stapfte durch nasses Gras hinunter ins Lesachtal. Nach 1,5  Stunden erreichte ich Obertilliach und gerade noch so den Bus nach Sillian.

 

An meinem Auto wechselte ich die verschwitze Bergsportbekleidung. Hier war ich vier Tage vorher ins Unbekannte gestartet. Bei einem Chai Latte im Café versuchte ich den Switch auf die bevorstehnede Rückfahrt. Gar nicht so leicht, wieder im Tal zu sein, aber den Weg nachhause habe ich doch noch gefunden ;D

Meine besten Begleiter auf der Tour:

Walkweste Ponten mit Kapuze aus 100% Schurwolle.

 

259,00 Euro

 

Lodenhose Gaishorn kurz

aus 100% Schurwolle

 

179,00 Euro

 

Loden-Bauchtasche Rote Flüh

aus 100% Schurwolle

 

89,00 Euro

 


Falls Dich die Wanderung interessiert, hier noch einige Facts:

Ich habe alle Etappen online im Voraus gebucht. Auf der Seite https://www.karnischer-hoehenweg.com/ findest Du alle Hütten verlinkt und kannst beliebig die Tour entweder in die eine Richtung planen oder auch andersherum. Diese Seite kann ich empfehlen zur Planung, da es sehr übersichtlich gemacht ist.

 

Die Hütten, auf denen ich übernachtet habe, sind hier nochmals einzeln aufgelistet. Man kann ja auch einfach eine Tagestour dorthin unternehmen, wenn man in der Gegend ist.

https://www.sillianerhuette.at/

https://obstans.jimdofree.com/

https://www.filmoorhuette.com/yoga

https://www.alpenverein.at/porzehuette/

 

Werbung unbezahlt, aus Verbundenheit gegenüber dem Alpenverein, für den ich ehrenamtlich tätig bin und den Menschen gegenüber, die unter schwierigen Bedingungen für uns Wanderer die Hütten bewirtschaften. Ich habe alles selbst bezahlt.

Vielen Dank an die überragende Gastwirtschaft der Hütten und die schönen Erlebnisse.